Glashütten Longeville/Lubeln und ST.Avold

Diese beiden Glashütten können zusammen betrachtet werden, denn sie standen nahe beieinander - kaum eine halbe Stunde zu Pferd - hatten den gleichen Besitzer und arbeiteten z.T. gleichzeitig. Besitzer war Jaques de Hennezel du Tolloy, ein Glasadliger von der Hütte Tolloy, bei Viomenil, im Gebiet von Darney (Dep. Vosges) gelegen. Im Gegensatz zu den anderen genannten Glasadligen war er katholisch.

Wappen Wappen der Familie Hennezel.

Drei silberne Eicheln auf rotem Grund. Außer in der Farbgebung ist das Wappen mit dem der de Thietry identisch, was auch für das Wappen der Thysac zutrifft - möglicherweise ein Indiz für eine gemeinsamen Ursprung.

De Hennzel

Seine Familie lässt sich weit zurückverfolgen. Jean de Hennezel war Gründer der Hütte und des Dorfes Hennezel. Er wird 1448 in der schon erwähnten "Charte des Verriers" genannt. Die Familie ist aber noch älter. Ahnherr ist Henri, Herr von Belrupt und Bouvillers, geboren etwa 1360. Es ist eine große Familie unter den lothringischen Glasadligen, sie teilt sich in mehr als zwanzig Linien auf. Der Name bedeutet sehr wahrscheinlich Hänsel, der kleine Hans!

Der Zeitpunkt der Hüttengründung in Longeville ist nur annähernd bekannt. Zum ersten Mal hörte man von ihr 1626 in einem Schreiben des Grafen von Leiningen an den Herzog von Lothringen. Die Hütte arbeitete damals schon auf dem Gelände des Klosters St. Martin de Glandières von Longeville. Die noch vorhandenen Akten dieses Klosters geben aber keine Auskunft über diese Hütte. Alles spricht dafür, dass sie nach 1621, aber vor 1626 errichtet wurde. Sie lag ca. 2 km vom heutigen Ort entfernt, etwas südöstlich an der jetzigen Straße St. Avold - Faulquemont = Falkenberg, im Wald des Klosters" Kastelberg".

Die Produktion der Glashütte in Longeville bestand im Wesentlichen aus Fensterglas, das die Hennezel nach der alten lothringischen Art herstellten. Nicht auszuschließen ist, dass in einem geringen Umfang auch Gläser und Flaschen fabriziert wurden. Die Hütte florierte, sonst wäre es Jaques de Hennezel nicht eingefallen, eine zweite Hütte zu errichten, nicht weit von der ersten, aber in einem anderen Hoheitsgebiet, in der Herrschaft Hombourg-Haut - St. Avold. Die Lage dieser Hütte ist gut bekannt. Sie stand nahe St. Avold im Nordwesten der Stadt, bei den heute noch vorhandenen Resten der Ambacher Mühle. Der Platz der Hütte ist heute noch zu finden. Von der Mühle auf dem Waldweg Richtung Porcelette, 50 m bei der noch jungen Rossel, findet man nicht nur Fundamente, sondern auch geringes Mauerwerk der Gebäude und Reste des Ofens.

Die Schrecken der Kriegsjahre gingen an beiden Hütten nicht spurlos vorüber, dürften jedoch nicht das endgültige Aus bedeutet haben.
Neben der "Alten Glashütte" überlebten also vermutlich auch die Hütten von Lubeln und St Avold das Schreckensjahr 1635. Lange können sie allerdings nicht mehr gearbeitet haben. Jaques de Hennezel, kinderlos und jetzt über 55 Jahre alt, hatte nicht mehr die Kraft, die beiden vermutlich angeschlagenen Werke in dieser schweren Zeit instandzusetzen und zu führen. Er zog sich mit seiner Frau nach Tolloy, ihrer Heimat, zurück. Dort vefassten sie 1652 ihr Testament und vergaßen dabei nicht, die Drangsale des Krieges und den Verlust von Eigentum zu beklagen.

testament
Unterschriften und Zeichen von Glasmachern


Quelle:
Die Glashütten und Glasmacher im und am Rande des Warndts.
Herausgegeben vom Heimatkundlichen Verein Warndt e.V.
Walter Neutzling

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