Glashütte Werbeln

Wie die Glashütte Differten ist auch sie Hütte Werbeln nahezu vergessen. Auch zu ihr wurde nur sehr wenig veröffentlicht. Werbeln gehörte Ende des 17. Jahrhunderts weder zu Lothringen noch zur Grafschaft Saarbrücken, sonder zu Herrschaft Wadgassen, deren Oberhaupt der Abt des 1135 gegründeten Klosters war.

1684 erhielt das Kloster eine Möglichkeit, die Einwohnerzahl zu vergrößern und sich eine weitere Einnahmequelle zu erschließen. Pierre Liot, der herrschaftliche Meier von Ludweiler - er war auch Wirt, Handelsmann und Besitzer einer Mühle - machte dem Abt Petrus Marx (1667 - 1705) den Vorschlag, nahe der Sägemühle eine Glashütte zu errichten. Man war sich bald einig. Durch die Folgen des Krieges war der Bedarf an Gebrauchsgegenständen und besonders an Glas sehr groß geworden. Hütten in Lothringen und an der Saar waren voll ausgelastet und brachten Gewinne. Am 17. Januar 1684 wurde der Vertrag unterzeichnet.

Die Arbeiten gingen aber nur langsam voran - erstaunlich, denn kriegerische Ereignisse fanden um diese Zeit in der Gegend nicht statt. Ob es einem der Vertragspartner zeitweise an Geld fehlte? Als sich die Bauarbeiten ihrem Ende näherten, suchte das Kloster die erforderlichen Glasmacher, um die Hütte in Betrieb zu setzen. 1688 konnte endlich ein Pachtvertrag mit sechs Glasmeistern ausgefertigt werden. Es entstand also hier eine kleinere Glashütte.

Wappen
Wappen des Abtes Petrus Marx

Der Vertrag wies keine Besonderheiten auf, außer dass den Glasmachern hier die Gebäude der Hütte einschließlich Ofen zur Verfügung gestellt wurden, sie legten sich also, wie man sagt - "ins gemachte Bett" - ein Seltenheit. Die Holzmenge wurde nicht begrenzt, musste aber bezahlt werden. Die Glasmacher zahlten jährlich eine Pacht von 80 Reichstalern und über ließen dem Kloster kostenlos sein erforderliches Glas.
Unterzeichnet wurde der Vertrag von den Meistern Johan Jakob Kramer, Johann Eberhard Kramer, Andreas Stenger, Johann Jakob Festaur, Johann Nikolaus Schuler und Johann Adam Engler, der als einziger mit seinem Namen unterschrieb - alle anderen machten ein Zeichen. Andreas Stenger zeichnete z.B. ein Weinglas, ein schon seit längerer Zeit bei Glasmachern als "Unterschrift" beliebtes Zeichen.

Die Produktion der Hütte Werbeln dürfte die gleiche gewesen sein wie die von Klarenthal und Creutzwald zu dieser Zeit. Über den Export erfährt man nichts, vermutlich wurde im nahen und weiteren Umkreis verkauft.

Die Glashütte hatte keinen langen Bestand. Pierre Liot, einer der beiden Geldgeber, starb 1705. 1709 kam es zu einem Prozess zwischen den Erben und dem Kloster. Der Gewinn musste in den letzten beiden Jahren zurückgegangen sein. Es war der Anfang vom Ende der Hütte Werben. Ein Grund hierfür war die Gründung der Glashütte Lauterbach 1707 auf dem Gebiet Nassau-Saarbrücken. Man hatte sich von Seiten des Klosters verrechnet. Glashütte und Sägewerk verbrauchten mehr Holz als vorgesehen. Die Holzreserven des Klosters waren aufgebraucht. Vermutlich arbeitete die Hütte 1715 nicht mehr.

Quelle:
Die Glashütten und Glasmacher im und am Rande des Warndts.
Herausgegeben vom Heimatkundlichen Verein Warndt e.V.
Walter Neutzling

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