Der genaue Zeitpunkt der Gründung der Hütte ist nicht bekannt, die Angaben schwanken zwischen 1177 und 1800. In Metzer Akten wird
der 30. Oktober 1780 als Genehmigungstag angenommen, allerdings werden in Forbacher Kirchenbücher - Schoenecken gehörte zur Pfarrei
Forbach - die ersten Glasmacherfamilien 1787 aufgeführt. Es ist unverständlich, dass man 7 Jahre am Aufbau der Hütte gearbeitet haben
soll, dies steht im Wiederspruch zur Errichtung aller anderen Hütten dieser Zeit. Der Impuls zur Gründung dieser Glashütten scheint
jedenfalls von Gersweiler gekommen zu sein, denn man findet in Schoenecken die Brüder Johann und Daniel König, etwas später auch
Maria Greiner, die Witwe von Caspar Meyer aus Gersweiler.
Die Geliebte, des Herzogs Christian IV. von Zweibrücken, die die Grafschaft Forbach geschenkt bekam, gab ihr den Namen "Christianhütte".
1790 gehörte die Hütte zu ¼ einem Mann namens Louppe aus Forbach, zu ¼ der Witwe König aus Gersweiler, zu 1/6 einem Mann namens Lintzler
aus Großblittersdorf und zu 2/6 der Witwe Maria Greiner aus Gersweiler. Wann sie ihre Anteile erworben hatten, ist nicht bekannt,
da die Notar-Akten bis etwa 1805 nicht mehr existieren.
Um die Zeit 1782 kam es zu einer Aufstellung des Inventars durch einen Rechtsanwalt aus Nancy. Es wurde alles bis ins Kleinste aufgeführt.
So lernt man die Produktion der Hütte zu diesem Zeitpunkt kennen.
Hergestellt wurden Fensterscheiben, verschiedene Arten von Gläsern sowie " englische und halbenglische Flaschen". Damit waren Flaschen gemeint,
die für englische Bier bestimmt waren, entweder für das stärkere Ale oder das dunkelbraune Porter.
Zu dieser Zeit war englisches Bier in ganz Norddeutschland zu haben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele kontinentale Hütten
englische Flaschen herstellten und zwar olivgrün. Diese englischen Flaschen hatten eine Höhe von 24.5 cm und ein Volumen von 913 ccm,
also fast ein Liter.
Zu diesen Flaschen gehörten auch die entsprechenden Gläser. Im 18. Jahrhundert waren in England Gläser mit hohem Stiel modern, aus denen
nicht nur Wein, sondern auch Bier getrunken wurde. Die Biergläser mit hohem Stiel werden alle Ale-Gläser genannt. Sie haben neben dem
zeittypischen ausgearbeiteten Stiel mit Fuß den charakteristischen Flötenkelch. Die Flöte ist mal mehr, mal weniger hoch, verjüngt sich
nach unten, ist im Allgemeinen gerade, gelegentlich aber leicht ausgeschweift. Diese Gläser hatten eine Höhe von 18,2 cm und ein Volumen
von 155 ccm.
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Englische Flasche für Porter oder Ale
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Ende des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen die Raspiller nach Schoenecken. Die vier Brüder Andreas, Lorenz, Joseph
und Anton Raspiller kamen von der Glashütte Soldatenthal (Grand Soldat) bei Aberschwiller, wohin ihr Vater Johann Babtist etwa 1772 gekommen war.
Der Familie Raspiller war es vergönnt, der Hütte und dem Dorf Schoenecken zu einem steilen wirtschaftlichen Aufschwung zu verhelfen.
Zu Recht nannte man die Hütte auch "Raspiller-Hütte". Wie die meisten Hütten hatte sie nur einen Ofen, allerdings mit 12 Arbeitsplätzen.
Treibende Kraft in der Familie war Andreas. 1809 stellte er den Antrag, einen zweiten Ofen aufzustellen und betreiben zu dürfen.
Sofort legten die Besitzer der Gersweiler Hütte Wiederspruch beim Unterpräfekten in Saargemünd ein. Mit lügen und falschen Interpretationen,
versuchten die Hütten ihren Vorteil zu behalten. 1810 stellte der "Ingenieur au Corps Imperial des Mines" alles richtig. Er befürwortete
den zweiten Ofen, machte aber Auflagen. So verlangte er u.a. einen neuen Plan für den Ofen, der nur für die Feuerung mit Steinkohle
zugelassen wurde.
Die endgültige Genehmigung wurde durch den Präfekten in Metz am 18. Januar 1812 erteilt. Andreas Raspiller hatte gesiegt. Als er 1837 starb,
konnte in der Folgezeit, wenn auch mit einigen kleineren Tiefpunkten, ihre Leistungsfähigkeit erhalten.
Briefkopf der Schoenecker Glashütte Raspiller & Leibrock
1855 kam Adolf Wilhelm Leibrock, ein Kaufmann, in die Geschäftsleitung. Zu dieser Zeit widmete sich die Familie Raspiller immer mehr der
Glashütte Fenne: Die Hütte Schoenecken verlor mit dem Krieg 1872/71 ihre französische Kundschaft. Auf dem ihr unbekannten deutschen Markt
konnte sie sich nur schwer behaupten. Hinzu kam, dass sie, wie die Gersweiler Glashütte, über keinen Anschluss an eine Bahnlinie verfügte,
wodurch sie zwangsläufig höhere Frachtkosten hatte und gegenüber anderen Glashütten benachteiligt war. 1882 musste die Hütte geschlossen werden,
1885 wurde sie zum Abbruch verkauft.
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